Lebensgeschichte von Rolf D.

 

Bei dem Wort "Zeugnis" zucke ich immer etwas zusammen. Die meisten meiner Zeugnisse waren nicht so berauschend, dass man sie unbedingt anderen hätte zeigen müssen ...

Ganz anders verhält es sich aber mit dem, was ich bezeugen kann, was der HERR Jesus Christus an mir getan hat. Aufgewachsen bin ich in einer rheinländischen katholischen Familie. Wir gingen auch regelmäßig in die Kirche (also an Weihnachten und Ostern!) und ich zweifelte nicht an der Existenz Gottes. Mit den Geschichten von Jesus und seinen Jüngern konnte ich allerdings nichts anfangen. Ich betete auch gelegentlich, vor allem vor Prüfungen, für welche ich nicht genug gelernt hatte ("Gott, hilf mir nur diesmal noch, dann lasse ich dich in Ruhe!"). Im Laufe der Zeit hatte ich mir mein eigenes Gottes- und Weltbild geschaffen.

In den späten 80er Jahren las ich viel über Positives Denken und andere Ideen der New-Age-Bewegung. Sie hatten nur alle den Nachteil, dass sie bei mir offensichtlich nicht das Versprochene (Glück, Zufriedenheit, insbesondere aber die gesuchte Gesundheit) bewirkten. Im Jahre 1987 fühlte ich mich von Gott gerufen, ohne zu wissen, wie ich antworten sollte. Dann kam das Jahr 1988. Im Januar brach meine rheumatische Erkrankung (Entzündungen der Knie und der Kreuzdarmbeingelenke) wieder aus, verbunden mit weiteren Gesundheitsproblemen. Mein Studium in Aachen musste ich erneut, diesmal für ein Dreivierteljahr, unterbrechen. Mehrere Krankenhausaufenthalte sowie die Rheumaklinik brachten keine Besserung.

Ich wohnte damals in einer WG mit Studenten meines Semesters, die mittlerweile ihr Studium fertig hatten. Somit wurde die WG aufgelöst und ich musste mir ein Zimmer suchen. Ich traf dann einen Studenten, der mir ein Zimmer in seiner WG vermittelte. Zitat: "Bei uns wohnt noch ein dritter Student, der ist in einer komischen Sekte, aber sonst ganz in Ordnung." So traf ich dann den Jochen, welcher sogleich für mich Essen mitkochte und laut vor dem Essen betete. Dabei bat er den Herrn Jesus auch für meine Gesundung. Übrigens war er auch katholisch.

Aber Gott hatte mich nicht aufgegeben! Im Herbst kam ich zurück in meine WG und fand eine liebe Einladung zu einem neuen Hauskreis, den Geschwister aus dem 'alten' Hauskreis angefangen hatten. Im Nachhinein kann ich bezeugen, dies war die wichtigste Einladung meines Lebens! Aber so leicht machte ich es Gott natürlich nicht, denn ich meldete mich nicht auf die Einladung. Die Sabine, eine der Mitarbeiterinnen, ließ aber nicht locker und schaffte es nach mehreren vergeblichen Anrufen (selbstredend ohne Rückruf meinerseits!), mich ans Telefon zu bekommen.

"Wo ist denn der Hauskreis?" "In der Oppenhoff-Allee." "Das ist ja am anderen Ende der Stadt, da kann ich mit meinen Krücken nicht hinkommen." "Ich komme dich gerne jeden Montag mit dem Auto abholen." "Wo ist denn die Wohnung?" "Im 5. Stock." "Da komme ich nicht hinauf!" "Doch, wir haben einen Fahrstuhl." So kam nun die liebe Sabine Montag für Montag und fuhr mit mir zum Hauskreis. Schon auf der Fahrt sprachen mich die christlichen Lieder an, noch mehr aber beim Singen.

Mich hätten ja verschiedene andere Themen interessiert, aber die Leute dort lasen in der Bibel und sprachen dauernd von Jesus. Sie waren katholisch, evangelisch, von den Baptisten und Ulf aus einer Brüdergemeinde. Auf meine naive Frage, warum da nur 'Brüder' seien, klärte er mich liebevoll auf. Sein Bibelwissen beeindruckte mich sehr. Allen gemeinsam war eine Kraft, eine Liebe, eine Hoffnung, welche ich nicht hatte. Sie hielten die ganze Bibel für Gottes Wort und somit für wahr. Ich stellte fest, dass diese Einstellung bei mir auch dazu führte, die Bibel mit ganz anderen Augen zu lesen und erstmals vieles zu verstehen.

Bis Februar hatte sich bei mir manches geändert, so fuhr ich begeistert mit zur Faschingsfreizeit und argumentierte schon auf biblischer Basis bei diversen Themen mit. Nach der Freizeit musste ich zu einer der regelmäßigen Augenkontrollen aufgrund der unangenehmen Rheumamedikamente. Nun trat eine Wendung ein: Der Augenarzt teilte mir mit, der Zeitpunkt sei gekommen, die Medikamente sofort abzusetzen, da ansonsten die befürchtete Erblindung drohte. Ich ging mit diesem Ergebnis zu meinem Hausarzt. Dieser sagte mir, nun könne ich mich nur noch entscheiden zwischen Blindheit und Rollstuhl. Dabei entschied ich mich für Letzteres, obwohl dies die Fortführung meines Studiums und somit meines Lebens völlig in Frage stellte.

Wenige Tage später las ich in der erst vor wenigen Tagen neu gekauften Bibel, wie ein Kranker zu Jesus kam. Jesus fragte ihn, was er ihm tun solle. Der Mann sagte: "Herr, wenn du willst, kannst du mich gesund machen." Jesus antwortete: "Ich will." Und er machte ihn gesund. Ich kniete mich hin (so gut, wie es mit einem geschwollenen Knie ging) und betete: "Herr Jesus, wenn du willst, kannst du mich gesund machen."  Spätestens am nächsten Morgen war die Entzündung im Knie gewichen und ich kam ohne Krücken zu meinem Hausarzt.

 

"Mensch, Herr Diesler, welche Medikamente haben Sie genommen?" "Keine, ich habe gebetet!" "So? Also, welche Medikamente?"  Ich erzählte ihm meine Geschichte vom Hauskreis und von Jesus. Schließlich sagte er: "Na ja, das ist zwar keine Wunderheilung, aber ich sehe, dass es Ihnen vor allem psychisch wieder richtig gut geht." "Nun, das ist ja gerade das Wunder, dass ein völlig depressiver Mensch wieder Hoffnung hat!", so meine Antwort. In späteren Jahren schaute er mich immer wieder prüfend an, ob mein Zustand anhalten würde.  

Im April 1989 fand ich dann in dem Aachener Bibelladen, wo man mir die Elberfelder-Übersetzung empfohlen hatte, ein kleines Büchlein und las es abends im Bett. Dort stand, dass man sein Leben dem Herrn Jesus übergeben sollte und alle seine Sünden ihm bekennen möge. Nach einem kurzen Moment des Zögerns tat ich dies und es kam mir vor, versetzt zu sein aus dem Reich der Finsternis in das Licht. Der HERR Jesus hatte diesen Moment lange abgewartet. Die Studenten im Navigatoren-Hauskreis waren mit dem Thema Bekehrung sehr behutsam umgegangen. Ich aber durfte nun wachsen im Glauben und die Gnade und Nähe des Herrn Jesus spüren. Zu Hause im heimatlichen Hauskreis kamen meine Mutter, meine Schwester und mein Schwager zum Glauben an den HERRN.  

Meine weitere Geschichte nur kurz anhand von prägnanten Überschriften:

Sekten:
Schon kurz nach meiner Bekehrung (später fast nicht mehr!) hatte ich mit vielen Sekten und Religionen zu tun. Doch der HERR ist treu, denn ich befragte sein Wort und betete und blieb so bewahrt. Insbesondere die Zeugen Jehovas hatten mich ins Zweifeln gebracht. Sie machten das sehr geschickt. Zunächst sprachen Sie bei uns über Dinge, die ich der Schrift genauso entnehme. Erst auf meine Frage, was denn bei ihnen anders sei, kam ein folgenschwerer Satz: Jesus ist nicht Gott und darf demzufolge auch nicht angebetet werden. Ich verblieb alleine im Wohnzimmer meiner Eltern, ging auf die Knie und bat Gott um Weisheit, was sein Wille ist. Dann schlug ich die Bibel auf (kannte ich damals noch kaum) und fand hintereinander drei Stellen, welche mir bisher unbekannt waren und eindeutig die Göttlichkeit Jesu bezeugten und auch, dass er angebetet wurde.

Kirche/Gemeinde/Taufe:
Mein erster Weg im Glauben war mit meinen Eltern zusammen zurück in die Kirche. Nun gingen wir wirklich regelmäßig Sonntag für Sonntag. Erst jetzt verstand ich manches, was da gesagt und getan wurde. Andererseits stellten sich mir aber auch viele Fragen, warum an vielen Punkten von der Bibel abgewichen wurde. Durch meine deutschlandweite Ausbildung bei der Bundesverwaltung kam ich viel herum und lernte viele Kirchen und Gemeinden kennen. Schließlich wusste ich mich 1991 von Gott in die Freie evangelische Gemeinde Koblenz geführt. Praktisch von der Gemeindegründung an durfte ich dort mitarbeiten. 1993 trat ich dann dieser Gemeinde bei. 1994 folgte meine Taufe, gemeinsam mit meinem Schwager an seinem Geburtstag.

Aufgrund meiner ersten beruflichen Stelle in Bingen lernte ich dort die Christliche Gemeinde kennen und kam zu dem Ergebnis, dass hier die Versammlung am ehesten dem entsprach, was ich im Neuen Testament über Gemeinde finde. Bei der Versetzung nach Regensburg 1999 sandte uns Gott eine Frau bei einer Schiffsfahrt über den Weg. Sie sprach meine Frau an, dass sie mich aus der Gemeinde Bingen kennt. Wir mögen doch zu einer Zelt-Evangelisation nach Kelheim kommen. Meine Frau erzählte mir dies zu Hause, ich hatte allerdings meine Blicke immer Richtung Regensburg gelenkt. Als Manuela jedoch weiter berichtete, dort werde ein Herr 'Frühstück' sprechen, klingelte es! Wenn Joschi Frühstück, bei welchem ich mehrere Zeltevangelisationen in Bingen unterstützen durfte, hierher kommen würde, dann würde es möglicherweise eine Gemeinde wie in Bingen auch in Kelheim geben! So fanden wir den Weg in die Christliche Gemeinde Kelheim.

Dank:
Im Lauf der Zeit durfte ich in vielen Gemeinden Glaubensgeschwister treffen, die für mich Vorbilder in der Jüngerschaft waren und von welchen ich vieles lernen durfte. Gleichwohl möchte ich denen ganz besonders danken, welche mich zum Glauben an Jesus eingeladen und hingeführt haben: Jochen K., Sabine S., Ulf L. und Thomas S. Möge der Herr Jesus mich und uns weiter dazu gebrauchen, Menschen aus der Finsternis zu erretten und zur Anbetung zu führen!

 

Rolf D.